Nach und nach treffen die Mitglieder des Bewohnerrats im Konferenzraum ein. Der Gast wird herzlich begrüsst, die Kamera auf dem Tisch kritisch beäugt. Wohngruppenleiterin Myriam Füchslin eröffnet das Treffen und verteilt die Traktandenliste. Diese ist in sechs Punkte gegliedert und mit vielen Bildern versehen. So können alle den Traktanden folgen.
Wie geht es dir?
Eine kurze Vorstellungsrunde offenbart die Befindlichkeiten der Teilnhemer*innen. Die allermeisten freuen sich auf die bevorstehenden Sommerferien. Doch bevor Ferienlager und Besuche bei Verwandten angetreten werden, müssen sich alle noch einmal konzentrieren.
Der Kodex
Ein seit Februar erarbeiteter Kodex wird ausgedruckt und laminiert auf dem Konferenztisch ausgelegt. Er soll die Zusammenarbeit im Bewohnerrat definieren und ist für alle verbindlich.
Die Erarbeitung des Kodex' erstreckte sich über fünf Sitzungen, sprich fünf Monate. Myriam Füchslin: «Es hat so lange gedauert, weil jeder der 8 Punkte von den Klient*innen selber definiert worden ist. Anfangs war es nicht einfach, sich nicht einzumischen und mit Vorschlägen zu kommen. Doch als mir klar wurde, dass wir ja keinen Termindruck haben und das für uns machen, liess ich der Entwicklung die nötige Zeit.
Ich habe einfach geschaut, dass wir noch genügend Zeit hatten für die Besprechung anderer wichtiger Punkte. Sonst habe ich mich nicht eingemischt. Und das Ergebnis ist toll, wir können alle dahinterstehen. Jede und jeder einzelne hat sich damit auseinandergesetzt und etwas dazu beigetragen. Das war mir sehr wichtig.»
Die Zusammenarbeit
Bei der letzten Sitzung erhielt der Bewohnerrat Besuch von zwei insieme-Vereinsmitgliedern. Sie stellten das Kursangebot von insieme vor und gaben dem Bewohnerrat den Auftrag, Ideen für weitere Kurse zusammenzutragen. Schnell wird klar, dass nicht alle an ihre «Hausaufgaben» gedacht haben. Wohngemeinschaftsleiterin Larissa Merk fragt nach, was denn helfen würde, damit solche Aufgaben nicht mehr vergessen gehen. Die Mitglieder des Bewohnerrats einigen sich auf ein Kärtchen mit einem «Männli» drauf. Myriam bietet sich an, diese auf das nächste Mal mitzubringen.
Was mir klar wurde
Es war sehr eindrücklich zu sehen, wie wenig sich die beiden Wohngemeinschaftsleiterinnen in die Erarbeitung von Lösungen und Ideen eingemischt haben. Und wie die Mitglieder des Bewohnerrats sich gegenseitig auf Ideen brachten und zusammenarbeiteten. Teilhabe muss gelernt sein – von Menschen mit und ohne Unterstützungsbedarf.
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