Franz-Xaver, du bist seit dem 1. Januar 2024 Stiftungsratspräsident, wurdest aber bereits vor Amtsantritt in die Themen der BSZ Stiftung eingeführt. Was bewegt die BSZ Stiftung zurzeit?
Ja, ich konnte in den letzten Monaten bereits viel über die BSZ Stiftung generell und im Spezifischen über die Aufgaben und strategischen Herausforderungen lernen. Operativ beschäftigt uns nach wie vor der Fachkräftemangel, aber auch die generelle Kostenentwicklung. Für uns ist es essenziell, dass die Qualität der Betreuungsarbeit stets gewährleistet wird. Strategisch haben die Geschäftsleitung und der Stiftungsrat im Jahr 2023 die Weiterentwicklung der Immobilienstrategie vorangetrieben. Eine gute, den heutigen Bedürfnissen entsprechende Infrastruktur ist zentral für die BSZ. Sie unterstützt uns in der Bewältigung unserer zukünftigen Herausforderungen und bringt viele Vorteile für die Begleitungsarbeit. Des Weiteren werden wir uns 2024 bereits mit der nächsten Strategieperiode befassen.
Roland, du bist bereits seit 2015 in der Geschäftsleitung der BSZ Stiftung und seit Januar 2024 CEO. Nach drei innovativen Jahren steht nun die «Verankerung» im Vordergrund. Wieso heisst das aber trotzdem nicht stehen bleiben?
Die betriebliche Verankerung einer innovativen Idee ist ein wichtiger Teil des Entwicklungsprozesses. Für mich sprechen wir erst von einer Innovation, wenn diese nachhaltige Wirkung zeigt, im Sinne der erwarteten Zielvorgaben. Gleichzeitig ist es mir aber ein grosses Anliegen, dass wir auch in der «Verankerungsphase» die Augen für neue innovative Ideen offenhalten und insbesondere die Dienstleistungsangebote für Menschen mit Unterstützungsbedarf im Sinne der UN-BRK weiterentwickeln. Und genau das ist auch in unseren Jahreszielen für 2024 festgehalten. Wir werden zum Beispiel ein Projekt starten, welches das Wohnangebot von Menschen mit erhöhtem Begleitungsbedarf verbessert. Diverse weitere Projekte zielen darauf ab uns als Organisation weiterzuentwickeln.
Franz-Xaver, du bist langjähriger und erfahrener Unternehmer. Ist man in der Privatwirtschaft noch innovativer unterwegs als in sozialen Einrichtungen?
Innovation hat sehr viel mit der Branche, dem Geschäftsmodell und der darin vorhandenen Dynamik zu tun. In diesem Rahmen sind Produkte, aber auch die Aufgabenerledigung und Prozesse und ganz besonders die Denkhaltung der Menschen in einem Unternehmen entscheidend, um Neues zu schaffen und erfolgreich umzusetzen. Vor zehn Jahren wurde die UN-BRK in der Schweiz ratifiziert, seit damals hat sich in den Köpfen der Menschen viel bewegt. Nun gilt es, dieses Umdenken innovativ in der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu verankern.
Was bewegt die UN-BRK in der BSZ Stiftung im Konkreten?
Roland: Die UN-BRK begleitet uns in praktisch allen Bereichen. 2023 haben wir unser gesamtes Managementsystem auf den Teilhabeprozess ausgerichtet. 2024 werden nun auch die Prozessziele anhand der Teilhabe gemessen. Ein weiteres Steuerungsinstrument, welches die Teilhabe und Selbstbestimmung auch in unseren Abläufen sicherstellt. Des Weiteren gilt die UN-BRK als Orientierung im Bereich unserer Angebotsentwicklung. So konnten agogische Fachstellen in den Bereichen sexuelle Gesundheit, unterstützte Kommunikation und eine interne Melde- und Präventionsstelle eingeführt werden. Durch das Projekt «digitale Teilhabe» wurden auf allen Abteilungen Gruppentablets eingeführt, auf welchen unsere Mitarbeiterapp installiert ist. So haben seit letztem Herbst alle Zugang zur internen Kommunikationsplattform. Gleichzeitig tauchen im Zusammenhang mit der Digitalisierung immer mehr Fragen im Begleitungsalltag auf. Hier ist es für uns wichtig, dass wir uns auch in Zukunft mit diesen Themen auseinandersetzen werden. Weiter bauen wir laufend Barrieren ab, um die Durchlässigkeit unserer Angebote sicherzustellen.
Franz-Xaver: Die UN-BRK ist der Treiber für die Inklusion, denn jede*r Mensch mit Unterstützungsbedarf soll auch ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen können. Anstehende Veränderungen und Entwicklungen gilt es auch in der Strategie der BSZ Stiftung zu berücksichtigen.
Die BSZ Stiftung feiert 2024 das 50-jährige Bestehen. Wieso ist dies mehr als ein Jubiläum?
Franz-Xaver: Als grösste soziale Einrichtung im Kanton Schwyz erbringt die BSZ Stiftung wichtige Dienstleistungen für Menschen mit Unterstützungsbedarf. Die Entwicklungen und Fortschritte wären ohne die engagierte Belegschaft, gute Zusammenarbeit und Partnerschaften nicht möglich gewesen. Dieses Jahr gilt es die erreichten Meilensteine zu würdigen.
Im Namen des Stiftungsrates gilt ein besonderer Dank an meinem Vorgänger Paul Lalli, der 10 Jahre im Stiftungsrat tätig war und dessen Präsidium er 2019 übernahm. Er war stets sehr engagiert in seinem Amt und prägte die Geschichte durch den Kauf und die Renovation des heutigen BSZ-Hauptsitzes an der Frauholzstrasse in Steinen sowie die erfolgreichen Neubesetzungen des CEO, CFO und der HR-Leiterin.
Ein grosser Dank gebührt auch Rolf Müller, dem es in den letzten drei Jahren gelungen ist, die Stiftung neu auszurichten. Er rückte die UNO-Behindertenrechtskonvention ins Zentrum der Angebotsentwicklung und prägte die Unternehmenskultur nachhaltig. Die Job Coaches erhielten mit step2work einen neuen Markenauftritt und durch das Social Franchise-Projekt «Restwert» wurden vielfältige Büroarbeitsplätze ermöglicht. In Schübelbach wurde erstmals im Kanton Schwyz ein Tagesstrukturangebot für Menschen mit herausforderndem Verhalten eröffnet.
Zusammen mit dem neuen CEO, den Mitgliedern der Geschäftsleitung und der gesamten Belegschaft gehen wir die Herausforderungen der Zukunft an. Ich möchte mich im Namen des Stiftungsrates bei unserem grössten Partner, dem Kanton Schwyz, der IV-Stelle, unseren Auftraggeber*innen, Kund*innen, Spender*innen und Unterstützer*innen für die engagierte Zusammenarbeit und Unterstützung bedanken. Ein herzliches Dankeschön an alle Menschen mit Unterstützungsbedarf und deren Angehörigen, die uns das Vertrauen geben und unsere Dienstleistungen beanspruchen und nutzen. Ich freue mich auf den gemeinsamen Weg in eine erfolgreiche Zukunft.
Jetzt teilen